Normalerweise befinden sich an dieser Stelle unserer Homepage aktuelle Informationen zum Vereinsleben und Berichte von den Wettkämpfen. Leider sieht es mit Wettkämpfen dieses Jahr sehr mager aus, so dass ich meinen eigenen Zielwettkampf organisiert habe. Nachfolgend ein Erlebnisbericht dazu.
Vorgeschichte
Ich hatte mir für diese Saison eine Mitteldistanz vorgenommen und seit Dezember dafür trainiert. In einer normalen Welt wäre ich nach ein paar Ligawettkämpfen Ende Juli beim Müritz-Triathlon in Waren gestartet, der Wettkampf wurde allerdings abgesagt. Um dennoch ein Saisonhighlight zu haben, plante ich meine eigene Ersatz-Mitteldistanz. Aber es gab zwei große Fragezeichen:
Erstens ist Corona immer noch aktuell und vor ein paar Wochen wäre an ein gemeinsames Treffen nicht zu denken gewesen. Mittlerweile entspannt sich die Lage glücklicherweise, so dass ich mein Vorhaben nicht ganz alleine durchziehen musste. Zweitens wollte ich abwarten, wie sich die Situation im Schwimmen entwickelt. Ich habe zwar regelmäßig das Zugseil gequält und umgekehrt, war Anfang Juni sogar einmal im Freiwasser, bin aber zuletzt im Februar richtig geschwommen. Daher entschied ich mich, das Schwimmen durch 5 km Laufen zu ersetzen und einen Duathlon zu absolvieren.
Die Strecke
Start, Ziel und Wechselzone befanden sich am Parkplatz bei der Bunthäuser Spitze. Zuerst wurden 5 km gelaufen (eine Runde in Richtung Peutestraße). Dann Wechsel aufs Rad und über die Süderelbbrücke nach Neuland. Von dort aus 2 Runden zwischen den Wendepunkten in Lassrönne und Neuland und wieder zurück über die Brücke bis zur Wechselzone. Das waren dann insgesamt etwa 80 km. Danach kam der Halbmarathon auf der gleichen Strecke wie der erste Lauf (4 Runden à 6, 5, 5, 5 km).
Kurz: Duathlon 5 – 80 – 21,1
Der Wettkampf
Aufgrund der guten Wettervorhersage konnte das Event wie geplant am Sonntag, den 19.7.20 stattfinden. Als Startzeit war 10:00 Uhr angedacht, um nicht unnötig früh aufstehen zu müssen (wenn man sich das schon selber zurechtlegen kann…). Oliver hatte sich kurzerhand zum Mitmachen entschlossen und so trafen wir uns zusammen mit Charlott, Wencke, Felix und Werner rechtzeitig vor dem Start auf dem Parkplatz. Reifen aufpumpen, Material zurechtlegen und so langsam in den Rennmodus kommen. Etwas angespannt war ich schon, hatte aber gleichzeitig auch richtig Bock, nach all dem Training mal abzurufen.
Entgegen der Idee, den ersten Lauf locker anzugehen und zum Warmmachen zu nutzen, liefen wir recht flott los, was wohl daran lag, dass wir uns direkt ab Startschuss unterhielten anstatt auf die Uhr zu schauen. Wir hatten uns lange nicht mehr gesehen und tauschten uns mal wieder aus über die vergangenen Wochen und unsere Pläne für die Zukunft. Was man halt so tut, wenn man keine Ahnung von der langen Distanz hat und mit den Kräften haushalten sollte.
Unser Split von 25 ½ Minuten hatte zur Folge, dass wir nach knapp 27 Minuten schon auf den Rädern saßen. Erster Gänsehautmoment für mich, denn ich hatte mir immer vorgestellt, wie das so sein wird und plötzlich steckte ich schon drin in der zweiten Disziplin. Hier wollte ich es allerdings bewusst ruhig angehen, bis zur Brücke in den Rhythmus finden, danach den ersten Riegel essen und die Windverhältnisse begutachten. Bei mäßigem Gegenwind auf dem Hinweg fuhren wir zunächst nur moderates Tempo, um gegen den Wind möglichst wenig Kraft zu verlieren. Als die Strecke uns nach dem ersten Wendepunkt wieder zurück zum Fähranleger führte und wir an der T-Kreuzung nach rechts abbogen, kam von links ein Triathlet und fuhr in unsere Richtung. Das konnte Oliver, der bis dahin abstandsregelkonform hinter mir geblieben war, sich nicht nehmen lassen. Er zog an mir vorbei, preschte hinterher und war weg. Kurz irritiert, wollte ich nach etwa 25 Kilometern aber nicht schon zu viel machen und genoss die durch den Rückenwind nun hohe Geschwindigkeit.
Die zweite Runde war dann recht unspektakulär (Gegenwind auf dem Hinweg, Rückenwind zurück). Als ich auf dem Rückweg den Schwung der Abfahrt vor dem Fähranleger mitnehmen wollte, sprang mir beim Hochschalten auf das große Kettenblatt die Kette ab und hing an der Kurbel. Ohne Antrieb musste ich erst einmal ausrollen, bis sich eine Möglichkeit zum Anhalten bot (Kette während der Fahrt auflegen wäre mir zu heikel gewesen). Nachdem mir das gleiche Missgeschick kurze Zeit später noch einmal passierte und ich mir unsicher war, ob es nun an Mensch oder Maschine lag, beschloss ich, erst einmal auf dem kleinen Blatt weiterzufahren. Beim Überqueren der Süderelbbrücke dann der nächste Gänsehautmoment: Radstrecke war kurzweilig und fast geschafft, die Verpflegung hat gut funktioniert und ich fühlte mich noch ausreichend fit, um den Halbmarathon in Angriff zu nehmen.
Oliver erreichte T2 mehrere Minuten vor mir. Seitdem er Gas gegeben hatte, habe ich ihn nicht mehr gesehen. Mein Radsplit deutlich unter 2,5 Stunden war schneller als gedacht und die Wettkampfdauer von unter 3 Stunden zu Beginn des Halbmarathons eine gute Voraussetzung, um mein selbst gestecktes Ziel von „Sub 5“ zu erreichen.
Dank der fleißigen Helfer haben der Wettkampf und besonders das Laufen trotz der spärlichen Organisation wunderbar funktioniert. Felix positionierte sich zusätzlich am Wendepunkt der Laufstrecke, so dass wir alle 2,5 km Getränke zu uns nehmen konnten. Dennoch merkte ich schon nach wenigen Metern, dass mein Puls ungewöhnlich hoch war, die Herzfrequenz im oberen GA2-Bereich aber nicht zur Geschwindigkeit passte. Trotz tiefer Atmung, kurzer Gehpausen an den Wendepunkten und Wasserduschen konnte ich meine Herzfrequenz nicht dauerhaft senken. Oliver hatte das gleiche Problem, das riefen wir uns zu, wenn wir uns begegneten. Letztendlich war die Belastung für den Kreislauf auf Dauer zu hoch und er musste nach der zweiten Runde aussteigen. Für mich waren die ersten beiden Runden zwar hart, aber irgendwie konnte ich trotzdem eine Art Rhythmus finden und wollte unbedingt ins Ziel kommen. Kurz nachdem mir Felix in der dritten Runde zurief, dass ich ja nur noch einmal bei ihm vorbei kommen müsste, gab es allerdings die Quittung für die vergangenen Kilometer im roten Bereich. Bis dahin ging die Zeit echt schnell vorbei, aber die letzten 7 km dauerten eine gefühlte Ewigkeit. Neben meinem Kreislauf merkte ich nun auch die nachlassende Kraft in den Beinen und hätte nicht gedacht, dass der Gehweg hinter einem Deich so wellig sein kann. Mittlerweile legte ich auch zwischen den Wendepunkten Gehpausen ein, um den Puls zu senken.
Letztendlich befand ich mich irgendwann auf den letzten Metern und durfte durch das Geschenkband-Zielbanner hindurchlaufen. Mir wurde eine selbst gebastelte Medaille überreicht und es gab Obst, alkoholfreies Bier und eine Schokomilch zur Belohnung. Da deutete sich bereits ein ordentlicher Muskelkater im Bereich des Hüftbeugers an, von dem ich die folgenden Tage zehren konnte…
Vielen Dank an alle, die mir die Daumen gedrückt haben und vor allem an die Helfer an der Strecke, ohne die mein Vorhaben so nicht funktioniert hätte. Vielen Dank vor allem an meine liebe Frau, die mich nicht nur an dem Wochenende sondern auch die Wochen und Monate davor wahnsinnig unterstützt und mir den Rücken freigehalten hat.
Viele Grüße und hoffentlich bis bald
Benedikt