Und dann steht man also am Wasser: 5 Minuten vor Start und freut sich nur noch darauf, dass es endlich los geht. Das lange Warten auf diesen Moment, viel Training und vor allem die letzten Wochen, in denen ich mich noch nie so häufig ängstlich gefragt, ob ich gerade nicht doch vielleicht krank werde…
Vor über einem Jahr habe ich mich entschlossen die erste Mitteldistanz anzugehen; der vierte Triathlon überhaupt aber man kann es ja mal probieren. Schließlich hatten die ersten Liga-Wettkämpfe mit dem TTHH Lust auf neue Erfahrungen gemacht. Die Wahl fiel auf Jönköping, Schweden: ein noch junger IM70.3, erst das zweite Mal ausgerichtet in einer sportbegeisterten Stadt am südlichen Ufer des Vätternsees.
Beim Bike-Check-In zeigte sich das schwedische Wetter noch von seiner schlechteren Seite; um nicht völlig durchnässt zu werden, mussten 15 Minuten in einem Hauseingang gewartet werden. Doch am Wettkampf-Tag: Sonne, soweit das Auge reicht.
Bei frischen 16°C Wassertemperatur ging es mit Neo-Pflicht pünktlich um 9 Uhr ins Wasser. Dank rollendem Start ging es gemütlich los; leider fand ich keine Gruppe, mit der ich mit schwimmen konnte. Und überhaupt lief es eher durchwachsen: viele Arme, viele Beine und eine beschlagene Brille. Nach der Wende verlor ich etwas den Überblick und wich vom eigentlich sehr simplen Schwimmkurs ab. Egal, weitermachen!
Nach guten 30 Minuten ging es aus dem Wasser auf die 500 Meter zur Wechselzone. Beutel geschnappt, heute mal mit Socken aus Rad und los ging es. Zwischen KM7 und KM15 wartete ein ordentlicher Anstieg: 150 Höhenmeter sind ziemlich knackig, wenn man sonst maximal Autobahnbrücken gewöhnt ist. Danach blieb der Kurs allerdings dankbar wellig: zwar immer wieder giftige Anstiege, welche aber meistens mit kleineren Abfahrten belohnt wurden. Und das wichtigste: nur eine Runde! Zwischendurch konnte man immer wieder den Blick schweifen lassen: Anwohner, die einem vom Grillen auf der Terrasse oder vom Boot aus beim Angeln zujubelten, oder einfach grüne Felder und zum Abschluss das tiefe Blau des Vätternsees. Man hätte die Aussicht gerne in entspannterer Stimmung genossen, denn auch 90 km wollen erst einmal gefahren werden. Leider war meine „Wenn du Hunger hast, iss halt was“-Strategie auf dem Rad wohl nicht die Beste, so dass es mit einem leichten Defizit auf die Laufstrecke ging.
Und das sollte sich bemerkbar machen: nach flotten 6 km meldete sich leider der Magen und der Mann mit dem Holzhammer. Deutlich früher als geplant, so dass danach die Verpflegungsstationen, die Cola und ich zu besten Freunden wurden.
Die drei Runden um den Munksjö wurden so zur echten Belastungsprobe. In der zweiten Runde war ich lange nicht mehr so kurz vor dem „Ich schmeiß jetzt alles hin“-Moment. Und doch konnte ich mich berappeln und die dritte Runde wieder einigermaßen flüssig zu Ende bringen. Die Stimmung in der Altstadt des beschaulichen Jönköpings tat dabei ihr übriges.
Die Zeit war inzwischen nebensächlich und ich war einfach nur noch froh die Ziellinie überqueren zu können. Und auch wenn ich mittlerweile schon wieder mit der nächsten Mitteldistanz liebäugle, hätte mich nach der Ziellinie schwören können nie wieder so eine Distanz in Angriff zu nehmen.
Was bleibt sind die Erinnerungen an einen wunderschönen Wettkampf: eine top Organisation, am Anfang etwas kühle aber am Ende enthusiastische Zuschauer und das sichere Gefühl die eigene Grenze ausgelotet zu haben.