Liebe Vereinskolleg*innen,
wenn man schon nicht gemeinsam trainieren kann, dann kann man aber zumindest über das Training sprechen. Ich möchte einen Versuch wagen und Euch einen Einblick in mein Training während der Pandemie geben mit dem Wunsch, Berichte und Meinungen von Euch zu erhalten.
Die Leere
In Zeiten der Pandemie wird wohl kaum jemand behaupten, man lebe das Leben, das man leben möchte. Der Einfluss auf unseren Alltag ist gewaltig. Auch bei mir haben Homeoffice und Kinderbetreuung das Zeitmanagement durcheinandergebracht und den Stress erhöht. Umso schlimmer ist es, dass viele stressreduzierende Aktionen beschränkt wurden. Darunter fallen das Treffen mit Freunden und das Training in der Gruppe. Training per se war und ist möglich. Aber ohne Wettkämpfe fehlt die Perspektive und ohne geleitetes Training fehlt die Struktur. In den ersten Monaten habe ich gewissermaßen meinen Trainingstrott abgespult, ohne zu hinterfragen, was ich erreichen möchten. Das führte zu Stagnation, Demotivation und Frust.
Neue Impulse müssen her
Im Spätsommer 2020 fragte mich Miguel, ob ich nicht zusätzlich einer Laufgruppe beitreten möchte. Eine Veränderungsbereitschaft war vorhanden und so sagte ich Miguel zu.
Auch diese Gruppe leidet zwar in ähnlicher Form wie unser Team unter den Pandemierestriktionen, es finden kein Präsenztraining und keine Wettkämpfe statt.
Um dennoch einen Anreiz zu haben, wird das Training dort durch digitale Trainingspläne und regelmäßige Testläufe ergänzt. Ziel ist es, seine 10km-Zeit zu verbessern.
Sich fordern, aber nicht überfordern
Ähnlich wie beim Hochschulsport trainiert jeder in seinem Intensitätsbereich. Von Sprints, über Intervalle auf der Mittelstrecke bis hin zur Langstrecke mit Wechselbelastung aus Wettkampfgeschwindigkeit, GA2 und GA1 hat jede Trainingseinheit einen unterschiedlichen Schwerpunkt.
Am Ende eines Monats ist in der Regel eine Ruhewoche vorgesehen, in der nur Trainings mit lockeren Intensitäten durchgeführt werden sollen. Das klingt alles machbar, setzt aber Kontinuität voraus.
Ermutigend dabei finde ich, dass quasi keine Einheit eine Überforderung darstellt. Intervalle an der „Grenze zum Kotzen“ gibt es nicht, sofern die eigene Leistungsfähigkeit anhand des Testlaufes gemessen wurde. Zwischen den Trainingstagen befindet sich jeweils ein Ruhetag, wobei empfohlen wird, einen der Ruhetage mit einer Stabi-Einheit zu füllen.
Das Hamburger Schietwetter
Ich denke, jeder weiß wie schwer es ist, sich bei Regen, Wind, Schnee, Eis oder Dunkelheit zu einer Laufeinheit alleine nach draußen zu begeben. Mindesten bei der Hälfte aller geleisteten Einheiten habe ich mich arg überwinden müssen. Insbesondere weil das Training bei mir familienbedingt in die späten Abendstunden gerutscht ist.
Angewöhnt habe ich mir, mich mit neuer Laufausrüstung einzudecken, die mir den Reiz gibt, sie auszuprobieren. So wurde in der Winterzeit mein Equipment um wetterfeste Laufschuhe, warme Laufklamotten, eine Laufweste, eine Stirnleuchte und einen Brustgurt Stück für Stück ergänzt. Die Anschaffung, die das Leiden am besten gelindert hat, stellt jedoch mein Bluetooth-Kopfhörer dar. So kann ich während der Einheiten in Musik oder einem Podcast versinken als Ersatz für den Schnack mit Mitstreiten.
Außerdem ist es für mich zum Standard geworden, mein Training komplett über die GPS-Uhr steuern zu lassen. Dort lässt sich der Trainingsablauf im Vorfeld einprogrammieren, so dass man während der Einheit den Kopf ausschalten und dem Programm folgen kann. Hat auch den Vorteil, dass ein Unterschlagen des letzten Intervalls nicht möglich ist.
Die Kontinuität führt schlussendlich auch zum Erfolg. Ich bin im Oktober mit einer Testzeit von 40 Minuten auf 10 km gestartet. Der letzte Testlauf im März 2021 lag bei 38:10. Und ich bin zuversichtlich, dass es nicht das Ende der Fahnenstange ist.
Laufen ist schön. Aber was ist mit Triathlon?
So schräg es kling: ich bin der Pandemie dankbar, die Möglichkeit bekommen zu haben, mal etwas anders zu machen. Sich einfach nur auf das Laufen zu konzentrieren. Aber in meinem Herzen bin ich Triathlet und liebe die sportliche Vielfalt. Zudem besteht die Hoffnung, im Spätsommer an Ligawettkämpfen teilzunehmen. Aber dafür müssen das Radfahren und das Schwimmen (was in absehbarer Zeit wohl nicht praktizierbar sein wird) wieder in meinem Training Berücksichtigung finden. Wohl oder Übel werde ich das Laufpensum reduzieren müssen. Mein Ziel: zwei Schlüsseleinheiten je Sportart pro Woche in einem 2:1 Rhythmus. Das heißt, auf zwei Trainingstage folgt ein Ruhetag. Dank eines Rollentrainers besitze ich für das Radtraining die zeitliche Flexibilität. Fest vorgenommen habe ich mir, auch das Radfahrtraining an meinem aktuellen Leistungsstand zu justieren. Über die genaue Umsetzung muss ich mir noch Gedanken machen. Vielleicht habt Ihr ja Tipps für mich.